Viele in meinem Alter haben das Gefühl, dass ihre Stimme in der Politik kaum zählt.
Dass man sich engagieren kann, demonstrieren kann, diskutieren kann – und am Ende
passiert doch nichts.
Gerade wenn man auf die großen Themen schaut: Klimakrise, soziale Ungleichheit,
weltweite Konflikte.
Was soll man da schon als Einzelner ausrichten?
Ich verstehe diese Frustration gut.
Auch ich bin oft wütend oder resigniert.
Und ich sehe, wie viele sich aus dieser Enttäuschung heraus zurückziehen – oder
anfangen, sich an einfache Antworten zu klammern.
Rechte Populisten nutzen genau dieses Gefühl aus.
Sie versprechen schnelle Lösungen und klare Schuldige.
Dabei vergiften sie unsere Gesellschaft mit Hass und Ausgrenzung.
Aber: Hass ist keine Meinung.
Und eine laute Meinung ersetzt noch lange kein gutes Argument.
Es ist okay, wütend zu sein.
Aber es ist gefährlich, sich von dieser Wut treiben zu lassen, ohne sie zu hinterfragen.
Ich glaube, der Weg liegt nicht im Rückzug – sondern darin, neue Möglichkeiten zu
finden, sich einzubringen.
Nicht unbedingt im Bundestag oder in politischen Talkshows, sondern dort, wo wir
wirklich etwas verändern können: in unserer Schule, unserer Gemeinde, unseren
Gesprächen.
Dort, wo wir Verantwortung übernehmen, mitreden, mitgestalten.
Ich merke immer wieder: Wenn junge Menschen anfangen, sich in ihrem Umfeld
einzubringen – sei es durch Gespräche, durch Engagement in der Schule oder durch
Teilnahme an lokalen Initiativen – dann kann daraus etwas entstehen.
Vielleicht keine Revolution, aber eine Veränderung, die echt ist.
Und genau da fängt politisches Handeln an.Wir müssen nicht alles wissen, um mitzureden.
Wir müssen nicht perfekt sein, um etwas zu sagen.
Wir dürfen Fragen stellen, zweifeln, Fehler machen – und trotzdem laut bleiben.
Demokratie lebt von Beteiligung, nicht von Expertenwissen.
Wenn wir aufhören, zu glauben, dass wir etwas verändern können, überlassen wir das
Feld denen, die lauter und radikaler schreien – aber keine Lösungen haben.
Dann wird Demokratie zur Kulisse und Populismus zur Bühne.
Also lasst uns besser unbequem bleiben.
Fragen stellen. Zuhören. Und nicht schweigen, wenn andere moralische oder ethische Grenzen überschreiten.
von Konstantin Paulicks