Wie gerecht ist das Deutsche Notensystem?
Das Notensystem in Deutschland ist schon seit einigen Jahren ein fester Bestandteil des deutschen Bildungssystems. Bereits im Alter von ungefähr acht Jahren wird man für seine Leistung benotet von den Noten 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) und das bis zum Abschluss. Für viele ist hat dieses System einen klaren und strukturierten Aufbau. Doch wenn man sich dieses System genauer anschaut, fällt auf, dass es vieleSchwächen und Ungerechtigkeiten mit sich bringt. Da die Gerechtigkeit dieses Systemimmer häufiger in Frage gestellt wird werde ich im Folgenden drauf eingehen undschauen, ob es nicht schon lange Zeit für ein alternatives Konzept ist.
Als erstes ist es wichtig, dass man sich bewusst macht, wie stark Noten den Alltag eines Schülers prägen. Denn Noten entscheiden über wichtige Punkte für die Zukunft, wie beispielsweise Versetzungen, Studienzulassungen und Ausbildungsplätze. Gerade deshalb sind sie auch noch eine potentielle Quelle für Druck auf die einzelnen Schüler und verursachen Angst und sogar Konkurrenz kämpfe. Mittlerweile ist es in der Schule nicht mehr der Wunsch etwas zu lernen, sondern die Schüler fragen sich: „Wie viel muss ich machen, um meine Wunsch Note zu erreichen?“. Aufgrund solcher Zielsetzungen von Schülern gerät das eigentliche Ziel der Bildung in den Hintergrund.
Eines der größten Probleme des Notensystems in Deutschland ist die mangelnde Objektivität einzelner Lehrkräfte. Auch wenn alle Lehrer immer meinen, sie bewerten neutral und objektiv, sind Bewertungen an die Schüler nie völlig neutral. Zwei Lehrer könnten dieselbe Klausur unterschiedlich benoten, die Bewertungen fallen aufgrund von Erwartungen, Interpretationen, Sympathie oder sogar aufgrund der Tagesform unterschiedlich aus.
Ein weiteres Problem ist, dass für bestimmte Noten komplexe Leistungen erfordert werden müssen und Schüler unterschiedlich lernen einige brauchen mehr Zeit, einige weniger. Eine Note ist also niemals in der Lage die Leistung des einzelnen Schülers vollständig abzubilden. Sowas merkt man beispielsweise bei Schülern, die sich stark verbessert haben, jedoch ist ihre Note trotzdem nur mittelmäßig, während andere Schüler mit Weniger Anstrengung bessere Ergebnisse erzielen. Sowas demotiviert Schüler.
Besonders problematisch wird es, wenn Noten über die Zukunftschancen eines Schülers entscheiden. Wie beispielsweise der Übergang von der Grundschule auf eine weiterführende Schule bei dem der Notendurchschnitt darüber entscheidet, ob das Kind auf ein Gymnasium darf. Vor allem in diesem Alter spielen bei Noten die Unterstützung von zuhause eine enorme Rolle. Diese Faktoren werden natürlich im Deutschen Notensystem nicht berücksichtigt, obwohl sie den Lernerfolg eines Schülers stark beeinflussen. Auch später kommt es wieder zu unfairen Punkten in diesem System, denn wer ein gutes Abitur hat, kann Studieren, was er möchte, wer das nicht hat, muss sich dann mit etwas anderen zufriedengeben, obwohl man vielleicht sogar die, Kompetenzen gut für diesen Beruf gewesen wären.
Durch diese ganzen Punkte, die zuvor aufgezählt wurden, wirft sich natürlich die Frage auf, wie man ein schon so lange verankertes Notensystem gerechter gestalten kann, da eine vollständige Abschaffung des Notensystems sehr unrealistisch ist. Jedoch gibt es einige sinnvolle Ansätze für die positive Weiterentwicklung dieses Systems.
Ein guter Ansatz wäre eine Kombination aus individuellen Rückmeldungen für die Schüler. Statt eine Klausur zu schreiben die mit einer einzigen Note bewertet wird, wäre es möglich, dass Lehrkräfte eine konkrete Rückmeldung für die einzelnen Schüler in verschiedene Teilbereiche geben wie beispielsweise der Ausdruck, Argumentation, kreative oder Problemlösung. Mit einer solchen Rückmeldung erhalten die Schüler dann eine individuelle Rückmeldung über ihre Stärken und Schwächen und können stärker an ihnen arbeiten. Denn Rückmeldungen fördern die Lernmotivation stärker als eine Note, die im Endeffekt nur eine Zahl ist.
Ein weiterer möglicher Ansatz, um das Notensystem zu verbessern wäre, die. Einführung von Portfolios, in denen die Schüler über einen längeren Zeitraum ihre Fortschritte dokumentieren. Somit wird also nicht nur das Endprodukt bewertet, sondern der Weg dorthin, das ist möglich durch Reflexionen, Gruppenarbeiten und Selbsteinschätzungen. Ebenso ist es eine gute Möglichkeit die Kreativität zu fördern.
Abschließend ist es natürlich wichtig zu erwähnen, dass diese Veränderungen mit viel Aufwand verbunden wären. Außerdem lässt sich ein solches System nicht über Nacht einführen vor allem nicht, da das jetzige System schon lange standhaft ist. Doch wenn man Bildung und Zukunftschancen wirklich gerecht gestalten möchte, dann führt kein Weg dran vorbei. Denn eine gute Bildung misst man nicht daran, wie gut der Notendurchschnitt ist, sondern daran wie sehr Schüler denken, wachsen und mitgestalten.
von Ayleen Hartmann