Es gibt Tage, da fühlt es sich an, als müsste man schon alles im Griff haben.
Schule, Zukunft, Freundschaften, Familie, Nebenjob, Hobbys – und dabei bitte noch
gelassen, ehrgeizig und organisiert sein.
Fehler? Keine Zeit.
Durchatmen? Wird überbewertet.
In Gesprächen mit Mitschüler*innen merke ich immer wieder: Ich bin nicht der Einzige,
der dieses Gefühl hat, sich ständig beweisen zu müssen.
Es ist, als wären wir in einem Wettlauf, dessen Ziel niemand wirklich kennt – aber
ankommen muss man trotzdem.
Das Problem beginnt oft schon in der Schule.
Noten entscheiden über Zukunftschancen, Praktika über den Lebenslauf, und jedes
Versagen fühlt sich an wie ein Rückschritt, den man sich eigentlich nicht leisten kann.
Viele von uns haben das Gefühl, perfekt funktionieren zu müssen – als wären wir schon
fertige Erwachsene, dabei sind wir doch eigentlich noch am Lernen.
Und Lernen bedeutet eben auch: Fehler machen dürfen.
Doch genau das ist in unserem Schulsystem kaum vorgesehen.
Fehler gelten als Schwäche.
Wer bei einer Klassenarbeit patzt, wird bewertet, nicht gefragt, was gefehlt hat.
Wer sich im Unterricht meldet und etwas Falsches sagt, muss mit Augenrollen rechnen.
Dabei ist es doch genau das, was wir brauchen: einen Raum, in dem wir ausprobieren
dürfen, ohne dass es uns direkt auf die Füße fällt.
Hinzu kommt die Unsicherheit, was uns in der Zukunft erwartet.
Viele junge Menschen spüren den Druck, früh „alles richtig zu machen“, weil die Welt da
draußen so unberechenbar erscheint.
Ob Klimakrise, soziale Ungleichheit oder Kriege – die großen Probleme machen es
schwer, sich auf die eigene Entwicklung zu konzentrieren.
Statt zu vertrauen, dass man mit der Zeit seinen Weg findet, setzt sich das Gefühl fest,
dass man jetzt schon wissen muss, wer man ist und wohin man will.Was wir brauchen, ist mehr Fehlerfreundlichkeit – in der Schule, im Alltag, in unserer
Gesellschaft.
Wir brauchen Erwachsene, die uns nicht nur bewerten, sondern begleiten.
Die nicht erwarten, dass wir alles können, sondern uns zeigen, dass es okay ist,
manches erst noch zu lernen.
Denn wir sind keine Maschinen, die Leistung auf Knopfdruck bringen.
Wir sind junge Menschen, die noch wachsen – und dafür brauchen wir Zeit, Verständnis und vor allem: die Erlaubnis, unperfekt zu sein.
von Konstantin Paulicks