Die SPD gewann am 14.05.2023 die Gemeindewahlen in Friedrichstadt mit
30,3%, sie lagen nur 0,3 Prozentpunkte vor dem SSW. Im Zuge der Wahlen,
trat ebenfalls ein neuer Bürgermeister in das Amt, Tobias Tietgen von der
SPD. In diesem Interview fragte ich den neuen Bürgermeister verschiedene
Fragen zu seinem Ehrenamt.
Paul Sanny: Die erste Frage, die ich bezüglich des Interviews stelle, wäre, was gehört zu den Aufgaben des
Bürgermeisters von Friedrichstadt?
Tobias Tietgen: Mein Aufgabenbereich ist im Wesentlichen, die Umsetzung der Beschlüsse der
Stadtverordnetenversammlung, ich bin aber auch Dienstvorgesetzter aller städtisch Beschäftigten und
jedes Schriftstück, das an die Stadt gerichtet ist, wird von mir angesehen, abgezeichnet und weitergeleitet
zu der entsprechenden Sachbearbeiterin.
Paul Sanny: Was möchten Sie als Bürgermeister von Friedrichstadt durchsetzen, was sind Ihre wichtigsten
Ziele?
Tobias Tietgen: Wir bauen unsere Turnhalle aus, wir wollen unsere politische Kommunikation und vor
allem die Kommunikation mit den Bürgern verbessern, um das Miteinander zu verbessern. Wir wollen die
vorliegende Verkehrsproblematik aufgreifen und wir haben weitere große Bauprojekte, die z.B. die
Feuerwehr oder den Kindergarten betreffen, aber auch den Wohnungsbau. Es wird noch einiges auf uns
zukommen.
Paul Sanny: Als Repräsentant der Stadt Friedrichstadt müssen Sie bestimmt viele Reden halten, wie viele
Reden halten Sie und wie bereiten Sie sich auf welche vor?
Tobias Tietgen: Ich bekomme die Reden vorbereitet, jedoch bereite ich meistens noch etwas nach. Ich
halte circa 20-25 Reden pro Jahr.
Paul Sanny: Verdienen Sie als Bürgermeister Geld, wie z.B. Aufwandsentschädigung oder Fahrtkosten?
Tobias Tietgen: Ja, es gibt eine Aufwandsentschädigung, die genaue Höhe werde ich jedoch nicht in
diesem Interview nennen.
Paul Sanny: Da ich aus dem Profil VWL komme, interessiert mich die wirtschaftliche Entwicklung der
Stadt. Gibt es z.B. Pläne zur Förderung des Tourismus, da dieser der Hauptwirtschaftszweig ist?
Auf dem Bild: Der friedrichstädter
Bürgermeister, Tobias Tietgen, bei der
Eröffnung der Friedrichstädter
Rosenträume.
Interview mit dem Bürgermeister Friedrichstadts
Tobias Tietgen: Ja, wir haben einen Masterplan zu dem Thema, der jetzt ausläuft, wir haben diesen
weiterentwickelt, allerdings nicht nur in Richtung des Tourismus, weil der Tourismus auch nicht
dominieren soll, sondern in einer Weise fungieren soll, sodass er die Bürger unterstützt oder auch für die
Bürger geeignet ist. Also der Tourismus ist in diesem Plan vorgesehen, aber auch noch andere Dinge.
Paul Sanny: Die SPD gewann die Gemeindewahl vom 14.05.2023 nur knapp gegenüber der starken
Konkurrenz des SSW (Südschleswigscher Wählerverband). Die SPD hatte 30,3%, wohingegen der SSW mit
30% unterlag, war dieses Ergebnis überraschend oder war es zu erwarten?
Tobias Tietgen: Unser sehr gutes Ergebnis, das der SPD, war nicht zu erwarten, aufgrund des Landes- und
Bundestrends, das überragende Abschneiden des SSW war für die Partei selbst wohl ebenfalls
überraschend. Aber wir sind für unsere Arbeit in der vorangegangenen Legislaturperiode belohnt worden.
Paul Sanny: Da es ein immer wichtigeres Thema wird, kommt die Frage auf, wie die Stadt auf den
Klimawandel und den Umweltschutz vorbereitet wird?
Tobias Tietgen: Wir haben zurzeit ein Projekt zur Solarwärmeversorgung, wir wollen mit
Photovoltaikanlagen Strom erzeugen und dadurch in Großwärmepumpen Wärme erzeugen und mit der
gewonnenen Wärme, Wasser erwärmen und es durch ein Leitungsnetz durch die Stadt leiten.
Paul Sanny: Also über Solarenergie?
Tobias Tietgen: Ja, über Solarenergie, das ist der Plan, weil die enge Bebauung der Altstadt, eine
Wärmepumpe für jeden Bürger nicht möglich macht. Zudem kann nicht jeder Bürger Photovoltaikanlagen
auf dem Dach haben, da denkmalschutzrechtliche Gründe dagegensprechen. Dieser Ausbau ist wichtig, da
das Gebäudeenergiegesetz (GEG) besagt, dass die zukünftigen Heizungen zu 65% mit erneuerbaren
Energien betrieben werden müssen.
Paul Sanny: Stehen Sie im regelmäßigen Kontakt zu anderen Bürgermeisten z.B. von Husum oder
Tönning?
Tobias Tietgen: Im sehr engen Kontakt stehen wir zu Bürgermeistern der Umlandgemeinden und auch auf
Amtsebene gibt es eine regelmäßige Bürgermeisterrunde. Mit der Stadt Tönning sind wir aufgrund der
Eider-Treene-Schule im ständigen Kontakt, es handelt sich dabei um eine tönninger Schule, die
Außenstelle ist in Friedrichstadt, aber wir sind Schulträger, insofern tauscht man sich auf dieser Basis aus.
Paul Sanny: Wie viele Stunden am Tag investieren Sie, um die Aufgaben des Bürgermeisters bewältigt zu
bekommen?
Tobias Tietgen: Das ist unterschiedlich, es gibt Tage, wo man den ganzen Tag mit der Arbeit des
Bürgermeisters beschäftigt ist, also 7-8 Stunden und es gibt Tage, wo man weniger beschäftigt ist. Im
Mittel hätte ich gesagt, sind das sicherlich 2-3 Stunden.
Paul Sanny: Kommen wir zur letzten Frage meines Interviews, was gefällt Ihnen an Friedrichstadt am
meisten?
Tobias Tietgen: Grundsätzlich einmal diese reichhaltige Architektur, die wir hier haben. Dann das viele
Wasser, die vielen Grünflächen, das ist schon herausragend, was Friedrichstadt besonders macht. Schön
sind natürlich auch die vielen malerischen Ecken und Straßen dieser Stadt, es findet sich immer irgendwo
eine Ecke, wo man seine Ruhe hat. Bei uns sind es z.B. unsere Hinterhöfe, wo man selbst größtem Trubel
fernbleibt.
Paul Sanny, 23.09.2023